Rezension: The Wicked King | Holly Black

Autor: Holly Black
USA 2019

Zweiter Band (The Folk of the Air)
336 Seiten
Verlag: Little Brown Books
Genre: Low Fantasy/Young Adult

ISBN: 9780316310352

dt. Titel: Elfenkönig
Übersetzer: Anne Brauner

Zum Buch
Zum Buch (deutsche Ausgabe)

Inhalt

Jude hat nur ein Ziel – als geheime Macht hinter dem Thron ihren Ziehbruder Oak, den wahren Erben des Elfenreichs, zu beschützen. Dafür hat sie Cardan, den neuen König der Elfen, an sich gebunden und zieht im Geheimen die Fäden. Die Geschicke von Faerie zu lenken, wäre schon schwierig genug. Doch Cardan tut alles, um Jude zu unterlaufen, selbst wenn die Faszination, die Jude auf ihn ausübt, ungebrochen ist. Als jemand Unbekanntes in Judes Umfeld offenbar Verrat plant, muss sie nicht nur den Verräter stellen, sondern auch ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber Cardan in den Griff bekommen, wenn sie nicht die Kontrolle über das Elfenreich verlieren möchte …

»You’re unwinding yourself like a spool. What happens when there’s no more thread?«
»Then I spin more,« I say, carrying the metaphor.

Seite 41 (Kindle E-Book)

Aufmachung

Wieder einmal ist das Cover in seiner simplen Aufmachung sehr schön anzusehen und passen sowohl Titel als auch das Thema des Wasser sehr gut zum Inhalt dieses zweiten Bandes.

Hinzu kommt ein schöner Golddruck unter dem Schutzumschlag der englischen Version mit der Darstellung einer Krone und Planzen des Landes als auch des Meeres, welche in einem ähnlichen Stil gezeichnet sind wie die Wasserpflanzen zur Umrahmung einer jeden Kapitelzahl.

Eigene Meinung

Obschon ich keine Begeisterung bezüglich des ersten Bandes empfand, so ist es doch meine Liebe zu Welten wie dieser und vor allem deren Beschreibungen, die mich dazu brachten, die Reihe fortzusetzen. Außerdem stehen die Bände in meinem Bücherregal und sind sie nicht allzu lang, sodass ich keine weitere unbeendete Trilogie zu verzeichnen haben muss.

»[…] A king is a living symbol, a beating heart, a star upon which Elfhame’s future is written.« [..] »Surely you have noticed that since his reign began, the isles are different. Storms come in faster. Colors are a bit more vivid, smells are sharper.« […] »When he becomes drunk, his subjects become tipsy without knowing why. When his blood falls, things grow.«

Seite 65 (Kindle E-Book)

Jude brachte Cardan dazu, einen Pakt mit ihr einzugehen. Sei es aus Schutz für Oak oder doch ein Weg um an mehr Macht zu gelangen. Für ein Jahr und einen Tag hat Cardan ihr zu dienen, jedem ihrer Befehle zu verfolgen, doch was anfangs nach einer langen Zeit klang, verrinnt schneller und schneller. Als Seneschall agiert Jude anstelle des eigentlichen Hohen Königs und übt sich in dem Versuch die Politik zu lenken, während sie einen Weg sucht, den Vertrag zwischen Cardan und sich zu verlängern.

Wieder einmal war ich absolut verzaubert von den wundervollen Beschreibungen in diesem Buch, zumindest was die Feen und Elfen betrifft, all die magischen Elemente und andersartigen Lebensweisen. Das Aussehen der Figuren und Umgebung erblüht stets herrlich. Und damit ist mein Gefallen an dem Buch beinahe schon beendet. Cardan ist noch eine Figur, die immer wieder meine Aufmerksamkeit weckt und den Wunsch hervorruft, eine Geschichte aus seiner Sicht zu lesen, denn bin ich von Jude nicht begeistert, was unterschiedlichste Gründe hat.

What has changed? Is he different because I have forced him to be? Is it because he is away from Balekin? Or is he no different at all and I am only seeing what I want to see?

Seite 98 (Kindle E-Book)

Sicherlich befinde ich mich nicht mehr im Alter der vordergründigen Zielgruppe dieser Reihe, dennoch wundere ich mich erneut, weshalb viele junge Erwachsene in diesem Genre derart beschrieben werden – Liebe, Blindheit und natürlich die Prahlerei von etwas dürfen nie fehlen. Ach, die Blindheit der Figuren, gefangen in trotzigen Akten. Im Endeffekt kann ich mich mit Jude als Protagonistin weder identifizieren, noch anfreunden. Einerseits spricht sie davon, wie sie das Leben unter dem Feenvolk verändert und gewissermaßen misstrauischer gemacht hat, andererseits vertraut sie ihrer Schwester augenblicklich, trotz des überaus verletzenden Verrats, der im vorherigen Band begangen wurde. Was aus diesem Vertrauen wird, welches mehr wie Fanservice für jene, die diese wundervolle Schwesternliebe zwischen der Protagonistin und einer Figur für Drama der Handlung lieben, wirkt, kann man sich denken, zumal es einem etwas bekannt vorkommt in Erinnerung an den Auftakt. Zudem wird Jude unfassbar kompetent in vielen Situationen dargestellt, während ich mich nur wundere, wann sie dachte, sie könne ihrer Position und ihren Plänen (wobei es eher ein Ziel ist und der Weg dahin fehlt) gerecht werden, zeigt sie doch atemberaubende Unwissenheit und besonders Kurzsichtigkeit, was sie befriedigender Weise irgendwann selbst feststellt. Wohin sind ihre Aufmerksamkeit und Spionageskills verschwunden, als sie für einen langen Zeitraum nicht bemerkt, dass Cardan ihren Ring entwendet hat, bis er es ihr sagt? Ein Paradebeispiel für sämtliche Handlungen ihrer Wenigkeit. Das Buch hat schlechthin das Problem viel zu sagen, ohne es recht zu zeigen. Das Entscheidende ist, nicht zu intensiv über das Meiste nachzudenken, außer man verspürt das Verlangen sich aufzuregen – etwas, das wesentlich leichter zu erreichen und fassen ist als die sprunghafte, irritierende Entwicklung zwischen Jude und Cardan. Mir ist bewusst, was es sein oder werden soll, aber ist es dennoch fragwürdig, was genau zwischen ihnen besteht und überdies woher es seinen Ursprung hat. („Kiss me until I am sick of it“ – got it, nun endlich nach ein dutzend Wiederholungen.)

Teils hat es mich regelrecht erzürnt wie vorhersehbar die Geschichte durch die Wahl der Erzählerin wird. Sobald sie erfahren hat, dass jemand sie schon längst verraten hat, wiederholt sie es ohne Ende und sieht man sehr bald, wer es sein könnte und ist über Verrat nicht mehr sonderlich überrascht. Man möchte sehen, wie ihr die Macht wahrhaftig entrinnt, wie alles außer Kontrolle gerät und nicht nur von ihr gesagt bekommen. Daneben gibt es selbstverständlichen die passenden Zufälle, die allzu beliebt in Büchern dieser Art sind. Wäre es nicht Jude, würde ich die Geschichte vielleicht gänzlich anders wahrnehmen, auch in Betracht, dass sie ein Mensch ist, der sich beliebt über die Lebensart des Feenvolkes zu urteilen und sich in den Kopf zu setzen, ihr Verhalten zu ändern, obwohl sie selbst äußert oder es ihr gar gesagt wird, dass sie andere Empfindungen und eine andere Lebensart hat.

Despite growing up among the Folk, I do not always understand the way they think or feel. They are more like mortals than they believe, but the moment I allow myself to forget they’re not human, they will do something to remind me.

Seite 235 (Kindle E-Book)

Abgesehen von ihrer Schwester Taryn hätte ich liebend gern mehr von den anderen Figuren gehört, denn diese haben durchaus Potential und ihre interessanten Seiten. Wäre das Ende nur so wie es zu sein scheint, denn in Verbindung mit der zweiten Hälfte des Buches hat es mich das Lesen wahrlich genießen lassen. Ein solches Ende wünschte ich mir öfter. Doch wahrscheinlich ist es nicht das, was es vermeintlich auf den ersten Blick zeigt oder es ist einmal das einzig Unvorhersehbare dieser Reihe.

Fazit

Resümierend klingt meine Meinung eindeutig negativ, obwohl sich das Buch größtenteils sehr gut lesen lässt, wenngleich ich mittlerweile ein anderes Pacing bevorzuge, welches nicht dutzende Handlungen auf ebenso viele Seiten packt, sodass man tiefergehender berührt wird und nicht genau weiß, dass in einer Seite alles wieder vorbei sein wird, sodass man einen tatsächlichen Grund für emotionale Verbundenheit verspürt. Gänzlich kann ich nicht von dem Buch abraten, da man schnell in der Welt versinken und sogar mehr Gefallen als am ersten Band finden kann. Aufgrund des Endes ist auch tatsächlich mein Interesse am Finale geweckt (nur damit all meine Hoffnungen zutiefst zerschlagen werden).


2,5/5 ★

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