Rezension – Firefight | Brandon Sanderson

Autor: Brandon Sanderson
(USA 2015)

Zweiter Band (The Reckoners)
416 Seiten
Verlag: Gollancz
Genre: Superhero Fiction

ISBN: 978-0-575-10449-5

dt. Titel: Firefight
Übersetzer: Jürgen Langowski

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Zum Buch (deutsche Ausgabe)

Inhalt

Gegen Tyrannen aus Stahl braucht man ein Herz aus Feuer

Steelheart, der scheinbar unbesiegbare Tyrann des ehemaligen Chicago, ist tot – besiegt von David und den Rächern. Nun klafft dort, wo in David jahrelang der Wunsch nach Rache gebrannt hat, ein Loch, und er braucht endlich Antworten auf seine Fragen: Wo kommen diese sogenannten Epics her, Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten? Was macht sie so grausam? Und gibt es eine Zukunft für Davids Liebe zu einer von ihnen – zu Firefight? Eine abenteuerliche Reise quer durch Amerika beginnt …

“I’ve never felt so good.” […]
Now, what I didn’t say was that killing Steelheart had left me wondering what to do next. The sudden and abrupt removal of my all-consuming goal … well, it was like I was a donut, and somebody had sucked all the jelly out of me. But I could stuff new jelly in there. It would just get my hands a little sticky in the process.
I’d moved on to killing other Epics […] Which had its own problems. I’d interacted with Epics, even fallen for one. I couldn’t see them uniformly as monsters any longer.

Seite 160 | Kapitel 20

Aufmachung

Erneut kann ich nur die gleichen Worte äußern wie auch zum ersten Band. Ein perfekt zum Inhalt passendes Cover, ebenso ein stimmiger Titel.

Doch auch beim zweiten Band bin ich kein großer Freund des anderen, hier nicht als Titelbild verwendeten, Covers, das zwar nicht schlecht aussieht, mich aber auch nicht danach im Buchladen greifen lassen würde, wenn ich die anderen Edition daneben hätte.

Eigene Meinung

Das Lesen dieses Buches ist ein perfektes Beispiel für meine Eigenart, Monate oder zumeist Jahre zu brauchen, um ein Sequel oder Prequel zu lesen, obschon mir der Auftakt sehr gefiel. Viele gute Reihen stehen unbeendet auf meiner Liste, trotz der Tatsache, dass ich begeistert von der jeweiligen fiktiven Welt war, beziehungsweise immer noch bin, und sie mir des Öfteren durch die Gedanken geht. In meinem Vorhaben dieses Gebaren endlich zu beenden, griff ich zu dieser absolut nicht enttäuschenden Fortsetzung eines Autors, der einer meiner Favoriten werden könnte und es wahrscheinlich auch wird.

Nach dem Sieg über Steelheart, jenem High Epic, welcher für den Tod von Davids Vater und die Verwandlung der einstigen Stadt Chicago zu Stahl – nun Newcago – verantwortlich ist, sucht David nach weiteren Antworten zu der Herkunft und zum Wesen der Epics als auch dem Ursprung von Calamity, um die plötzlich entstandene, innere Leere nach der erfolgreichen Rache zu ersetzen. Die anscheinend speziell gegen Newcago und die dort aktiven Reckoners (im Deutschen „Rächer“) agierenden Epics führen zu wertvollen neuen Erkenntnissen und locken die Reckoners von Newcago nach Babilar, zuvor bekannt unter dem Namen Manhattan, wo sie nicht nur auf mächtige Epics, sondern auch alte Bekannte, wie die Verräterin Firefight, treffen. 

She looked so terrified at the end, I thought. She could have been Megan, or Prof, or Edmund … just a normal person caught up in all of this. Driven to do terrible things by powers she didn’t ask for.
Knowing that the powers literally corrupted the Epics changed my perspective on all of this. A lot.

Seite 25 | Kapitel 4

Zu Beginn muss gesagt werden, dass ich den ersten Band vor fast drei Jahren gelesen habe und somit nicht mehr genau beurteilen kann, inwiefern sich gleiche Muster der Ereignisse auftun oder ob manche Charaktere zu lange nicht an die Oberfläche treten, sondern im Verborgenen handeln, ohne direkt in die Geschehnisse einzugreifen. Doch in Betracht der langen Pause zwischen beiden Bänden, ist es für mich sehr leicht gewesen, wieder in die Geschichte einzutauchen, sie zu verstehen und mich an die Figuren zu erinnern. Durch kleinste Hinweise gelingt es Sanderson, die wichtigsten Details anfangs anzusprechen, ohne zu viel und aufdringlich zu wiederholen. Schnell und leicht kann man der Handlung folgen, welche in einem einfachen, bildgewaltigen Schreibstil erzählt wird, welcher teils durch kurze und doch aussagekräftige Sätze geprägt ist, die Dialoge und Gedanken realistischer darstellen. Verbunden mit dem weiterhin überaus faszinierenden, vielseitigen und kreativen Weltenaufbau und der Tiefe ebenso wie Logik der Epics in Verbindung mit ihren Fähigkeiten und Auswirkungen dieser auf die Persönlichkeit, ihren Schwächen und ihrer Entstehung, führt dies zu einem Buch, das interessant ist und die Aufmerksamkeit fesselt. Lange kann man es lesen, ohne Langeweile oder gar Gleichgültigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt zu empfinden. Dies liegt darüber hinaus an der Tatsache, dass der Autor den Leser nicht als jemanden ohne Verstand behandelt und daraus folgend nicht jeden Hinweis überflüssig bis ins Kleinste erklärt, sondern die Möglichkeit gibt, selbstständig Schlüsse ziehen zu können. Damit meine ich, dass einem erfahrungsgemäß viele Bücher das Denken abnehmen und die stets als absolut intelligent dargestellten Personen durch Unverständnis simpelster Tatsachen und die hierauf  folgenden zahlreichen Erklärungen nicht mit ihrer Beschreibung, ihren Handlungen nach, harmonieren.

„You’re like a potato!“ I shouted after her. „In a minefield.“ […]
„It makes sense,“ I said. “Listen. You’re  strolling through a minefield, worried about getting blown up. And then you step on something, and you think, ‘I’m dead.’ But it’s just a potato. And you’re so relieved to find something so wonderful when you expected something so awful. That’s how you are. To me.”

Seite 174 | Kapitel 22

Besonders der Protagonist David trägt meinem Empfinden nach die Story, da er in hohem Maße nachvollziehbar ist (um es ganz kurz zu sagen: yaas, I feel you, so relatable). Mittels dezenter Anmerkungen und einer natürlichen Art und Weise des Erzählens übermittelt er vielseitig seine Gefühle und prägt sein Tun. Allgemein sind die fehlende Perfektion der Figuren und ihrer Aktionen, offen angesprochene Probleme und Kritik, Kontraste im Wesen von handelnden Personen und der Gesichtspunkt, dass doch nicht alles vermeintlich unkompliziert ist, eine Zusammensetzung, welche dem Roman eine natürliche Glaubwürdigkeit trotz der phantastischen Merkmale gibt. Sanderson trifft den für mich genau richtigen und angenehmen Humor, welcher nicht zeitnah entnervend wirkt, mittels der Eigenart des sich für spezielle Themen immens begeisternden und sozialfremden Davids stets nach herausragenden Metaphern zu suchen, wodurch eine herrlichen Ansammlung von schlechten sprachlichen Bildern entsteht, schlecht genug, dass sie wieder lustig sind. David als solcher ist jemand, der viele Seiten hat und nicht ausschließlich gut oder böse ist – wie man es ebenso bei seinen Mitmenschen diverser Art sehen kann, welche ein schönes Spektrum bieten und die Welt vertiefen, wenngleich das Hauptaugenmerk auf David liegt. Während er ab und zu Spaß an dummen Dingen hat, ist er gleichzeitig ein nicht zögernder Assassine. Was mir zuzüglich an ihm gefällt, ist sein Interesse bezüglich der Funktionsweise mysteriöser Gerätschaften, welche er zu gebrauchen hat und deshalb unter anderem verstehen möchte, und wie er auf Normalität des Lebens reagiert, die für ihn fremd und falsch zu sein scheint. Aufgrund der Reise in eine andere Stadt lernt man als Leser folglich, wie verschieden Menschen auf die Gefahr vor den Epics reagieren und leben können. 

Wie schon erwähnt, möchte man das Buch nicht aus der Hand legen, was nicht nur an den Handlungsträgern, sondern auch an der Handlung liegt, welche Spannung und unerwartete Wendungen bereit hält. 

Fazit

Resümierend ist dies ein wahrhaft lesenswerter Fortgang einer Geschichte, in welchem ein gutes Verhältnis zwischen Handlung und Beschreibungen der Charaktere und Umgebung, wichtigen und nebensächlichen Elementen gefunden wird, verbunden mit abgepassten Sprüngen zu wichtigen Geschehen, ohne zu sprunghaft oder detaillos zu sein. Diese Lektüre hat einen ganz eigenen Charme und wirkt schlichtweg anders, was mich gerade begeistert. Deshalb bin nun gespannt auf den finalen dritten Band.


4,5/5 ★

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