Der Sommer der vielen Leseerlebnisse wird wohl für immer in der frühen Jugend zurückbleiben. Und manche Bücher bekommen nur für ein paar wenige Seiten pro Monat Aufsamkeit, auf dass sie nie beendet werden.

Im Juni ist mir allzu spät eingefallen, dass ich noch keines jener Bücher gelesen hatte, deren Buchrücken mich direkt oder eher durch andere Werke hindurch (ja, ich bin schuldig des double stacking, zumindest von deutschen Ausgaben) von meinem Bücherregal aus anstarren und seit Jahren ignoriert werden. All jene Bücher, die ich mittlerweile lieber aussortieren möchte, zumeist jedoch nicht, ohne ihnen eine Chance zu geben, wenngleich ich an diesem Gedanken manchmal zweifle, zumal es derart viele andere Romane zu lesen gibt, die mir mit größerer Sicherheit Freude bereiten würden.
Nach den ersten Seiten der deutschen Übersetzung von Vampire Academy hatte ich mich aber doch lieber für die englische Variante entschieden, da der Schreibstil der Übersetzung nicht gerade Begeisterung hervorruft. Grundlegend handelt es sich um einen sehr leicht und schnell zu lesenden Auftakt. In Anbetracht der Art der Geschichte und des Genres liegt das Erscheinungsjahr 2007 mittlerweile schon etwas weiter in der Vergangenheit und merkt man dies dem Buch teils an, zumindest wenn man schon ähnliche Werke zuvor gelesen hat. Für mich ist es nichts Neues und sind die meisten Handlungsdrehpunkte sehr vorhersehbar und gar langweilig. Dennoch bin ich mit dieser Erwartung an den ersten Band von Vampire Academy herangegangen, während ich mich stets dazu ermahnte, nicht zu intensiv über gewisse Punkte nachzudenken. Dennoch kann ich nur immer wieder den Kopf schütteln, wenn man das Alter der Protagonistin und ihrer Freunde betrachtet. In meinen Gedanken schreit es: „Slow down, pls“, denn ich meine, man kann einen gänzlich anderen Lebensstil als ich haben, aber für viele Dinge scheinen sie dennoch wesentlich zu jung zu sein, um es als normal dazustellen (in Anbetracht der Auswirkungen auf junge Leser). In der Gegenwart ist die Protagonistin Rose 17 Jahre alt – okay. Man kann nachvollziehen, dass sie flirtet etc. Für zwei Jahre war sie abwesend, was heißt, dass sie mit 15 oder gar 14 Jahren eine extreme Partygängerin war, sich anscheinend ständig betrunken hat und bekanntermaßen eine Meisterin des Fliterns war. Und es wird als normal und beinahe notwendig dargestellt. Wenn die Charaktere doch nur etwas älter wären… Mir ist es ein Dorn im Auge, anderen wahrscheinlich nicht.
Whatever, man findet das typische, wenngleich manchmal wenig ernst zu nehmende Schuldrama, eine Protagonistin, deren Beschreibung zumindest irgendwie mit ihren ebenso bissigen, explosiven und bad-ass Charakter harmoniert (ein großer Pluspunkt, wenngleich ich sie in Teilen als anstrengend empfinde und man ihre hypokritische und oberflächliche Art nicht zu sehr bemerken darf) und eine Liebesgeschichte, die glücklicherweise in diesem Aspekt das Alter der Figuren bedenkt. Wie bei jenem Jugend-/YA-Roman dürfen äußerlich schöne Charaktere nicht fehlen und ein leichter Weltenaufbau. Ich kann auch nicht so recht sehen, inwiefern die freundschaftliche Beziehung zwischen Rose und Lissa als etwas Besonderes und Tiefgründiges hervorsticht, wenn sie für mich sehr einseitig erscheint und sie eher gut miteinander funktionieren, da Rose einen tiefen Einblick in Lissas Gefühle und sogar Erlebnisse haben kann. Neben Rose findet man noch weitere, absolut nichtssagende und perfekt in das allgemeine Schema passende Figuren. Aber zumindest ist das Buch nicht frei von kritischen Aussagen.
Da ich das Buch zum richtigen Zeitpunkt gelesen hatte, empfand ich es in dem Moment als in Ordnung, wobei man es in einer Sitzung lesen kann, ohne geistig überfordert zu sein. In manchen Augenblicken ist dieses Buch die richtige Wahl. Ich bin nicht die richtige Zielgruppe. Und ich werde vielleicht dennoch weiterlesen, um zu erfahren, ob mehr aus der Geschichte gemacht wird. Wobei es ohnehin nur ein Fest der offensichtlichen Handlungen werden würde.

Dieses Buch hat womöglich den größten Teil meiner Lesezeit eingenommen, was jedoch nicht daran liegt, dass ich mich durch jedes einzelne Kapitel hindurchquälen musste.
Ganz im Gegenteil ist dies ein durchaus interessantes Buch mit außergewöhnlicheren Elementen. Der Weltenaufbau ist überaus faszinierend als auch originell und trägt ein Magiesystem, welches ich auf diese Art bisher noch nicht gesehen habe, sodass ich mich wohl immer an diese Geschichte erinnern werde. Geschickt verwebt Friedman Logik und Aspekte der Naturwissenschaften mit der Magie und den Abläufen der Handlungswelt, wobei sie auf Fragen eingeht, die ich mir oft stelle. Dabei handelt es sich um einen Ort bziehungsweise Ausgangspunkt, welcher auf diese Weise zumeist in Werken des Science Fiction gewählt wird – ein Teil der Menschheit ist zu einem anderen Planeten gereist und hat sich dort einen neuen Lebensraum eingerichtet, doch sind die dortigen Gegebenheiten veschiedenen zu jenen bekannten der Erde. Oftmals sind die Erklärungen, weshalb die Menschen gewissermaßen vom Anfang beginnen mussten, alles verloren haben und nun auf einem Stand ohne die damalige Technik stehen, eher dürftig und sollte man nicht zu sehr im Detail darüber nachdenken. Hierbei wurde jedoch ein sehr plausibler Weg gewählt, denn wird schon auf den ersten Seiten gezeigt, dass jene Dinge, die einem am Herzen liegen, die meiste Macht als Opfer tragen. Somit ist auch der Fakt der fehlenden Hintergrundinformationen zu den ersten Zeiten nach der Landung der Menschen glaubhaft, während gewisse Beschreibungen Parallelen zu auf der Erde bekannten Orten, Lebewesen etc., welche mündlich übertragen worden sein konnten, aufweisen.
Das Problem bei diesem Werk ist leider, dass ich weder mitgerissen wurde, noch gelangweilt war. Es ist interessant genug, dass ich es nicht abgebrochen hätte (und dieses unterschätzte Buch verdient es auch nicht, abgebrochen zu werden), aber es hat ebenso keine derartig fesselnde Wirkung auf mich ausgeübt, dass ich es vor unbändiger Neugier nicht hätte pausieren können. Vielleicht mag dies an der doch recht einfachen und manchmal fragwürdigen Handlung beziehungsweise Quest (mit einer sehr desillusionierenden Auflösung eines Rästels) liegen, wobei sich die Figuren hingegen nachvollziehbar verändern und entwickeln, harmonisch miteinander agieren und sich charakteristisch voneinander unterscheiden, wenn man außer Acht lässt, dass manch Wichtiges in Vergessenheit zu geraten scheint.
An sich möchte ich die Reihe sehr gerne fortsetzen und hoffe, dass mich die folgenden zwei Bände nicht enttäuschen werden, zumal der Epilog nach den letzten, doch spannenden Momenten, sehr ernüchternd ist. Zudem wäre es angenehm, das Wort „malevolence“ nicht wie ein Schlüsselwort ständig zu sehen. Wer ein langsames und weniger bekanntes Buch mit einem besonderen Magie-/Natursystem sucht, welches eine Mischung aus Fantasy (Low mit unübersehbaren Elementen des Dark und Horror) und Science Fiction ist, dem sei dieser Auftakt durchaus zu empfehlen.

Ruf des Mondes
von Patricia Briggs
Erster Band (Mercy Thompson)
Paperback (384 Seiten)
Übersetzt von Regina Winter
Irgendwie hatte ich vergessen, diesen Monat schon ein Buch der Kategorie „es ist nun da, doch würde ich es nicht mehr kaufen oder ausleihen“ gewählt zu haben (auch wenn das erste rein theoretisch zum Juni gehört). Im Endeffekt wollte ich zudem etwas Leichtes und Kurzes lesen, das mich bereit für ein weiteres, teils komplexeres Buch machen würde. Weshalb sind beide Bücher – damals und auch noch heutzutage beliebt in ihrem jeweiligen Genre – derart enttäuschend?
Ruf des Blutes ist einfach geschrieben, was vielleicht eine Nebenerscheinung der Übersetzung sein kann (und meine Ausabe von 2007 hat zusätzlich nicht wenige Schreib- und Zeichenfehler). Für mich ist es kein fließender und schöner Schreibstil, wenngleich er schnell zu lesen ist. Irgendwie wirkt es wie ein Rohschnitt – plump und unausgereift. Vieles wird direkt gesagt, ohne es schön und homogen in die Darstellung und Erzählung der Handlung zu binden. Manchmal sind Sätze seltsam unverständlich formuliert und widersprechen sich Aussagen sogar, sodass man an sich selbst zweifelt, bis man entsprechende Stellen erneut liest und zu dem Schluss kommt, dass doch ein Fehler vorliegen muss, wie beispielsweise eine Leiche, welche in ein Auto gelegt wird, dann in der Präsensform wieder an ihrem Fundort ist, nur um dann doch im Auto zu sein.
Nach über der Hälfte des Buches weiß man immer noch nicht genau, wo das Buch eigentlich hin möchte. Man hofft auf etwas Neues, etwas, das dieses Buch besonders macht, aber bekommt man nichts Innovatives oder zumindest ein hervorstechendes Merkmal, keines, über das man staunen kann oder sich später daran erinnern wird. Das Worldbuilding ist simpel mit allzu bekannten Elementen und Charakteren, zumindest wenn man ein anderes Buch mit Werwölfen, Vampiren und anderen übernatürlichen Wesen zuvor gelesen hat. Es gibt einem irgendwie nichts, rein gar nichts. Dennoch ist die Handlung nicht schreiend nervig und kann man in dem Buch versinken, bis man wieder merkt, wie flach es eigentlich ist. Ein Teil der Handlungen wirkt zu gestellt mit sprunghaften Szenenveränderungen und absolut deutlichen Momenten, in denen der Gedanke kam, dass sich jetzt etwas ändern muss, dass man jetzt Spannung braucht. Sind andere Vertreter des Genres eventuell ebenso und trügen mich schlichtweg meine Erinnerungen?
Mit „meh“ lässt sich der Auftakt der Mercy-Thompson-Reihe am besten beschreiben. Für mich ist es nicht das richtige Buch gewesen, vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt. Es kann anderen aber durchaus gefallen, da gute Aussagen getroffen werden und es nicht vollkommen gedankenlos ist. Mir fehlt einfach nur etwas mehr Ausarbeitung. Und da es viele Rezensionen erwähnen oder es negative Meinungen diesbezüglich gibt: Wer sexy, romantische Erotik sucht, heiße Momente, derjenige bekommt das in diesem Buch nicht, was mich nicht gestört hat, zumal die einzige Liebesszene sehr plötzlich zwischen zwei Figuren entsteht, die zuvor keinerlei Knistern oder dergleichen hatten.
Leider bleiben The Shadow of the Gods von John Gwynne und The Name of the Wind von Patrick Rothfuss weiterhin unbeendet, da ich meine Zeit irgendwie anders verbracht habe und die Tage zu schnell vergangen sind. Hoffentlich bekommen sie im August ihre verdiente Aufmerksamkeit, wenn ich nicht ständig andere Bücher zuvor beginne, wie beispielsweise Gardens of the Moon von Erik Stevenson.
Wie immer bin ich nicht erfreut, wie wenige Bücher ich in der verfügbaren Zeit gelesen habe, aber ist es dennoch schön, ganz allgemein gelesen zu haben und dabei noch zwei ältere Bücher mit gutem Gewissen aussortieren zu können.