Manchmal ist weniger mehr und das Lesen an sich entscheidend. Eintönige Bücher regen doch teils die eigenen Gedanken an und halten sie vor Augen, wo die eigenen Präferenzen liegen mögen.
Es ist kein Lesemonat mit überragenden Werken gewesen, aber zumindest ein Monat mit einer Handvoll an Büchern.

Nachdem ich mehrere Bücher begonnen, aber vorerst nicht fortgesetzt hatte, hoffte ich, dieses Buch würde mich wieder in eine bessere Lesestimmung bringen. Zwar hat es wieder die Lust auf bestimmte Literatur geweckt, es hat die Gleichgültigkeit eingedämmt, doch entgegen der überwiegend positiven Meinung bezüglich dieser Reihe, war ich schlussendlich nur froh, es beendet zu haben.
Spoiler seien explizit zu beachten.
Einige Stimmen äußern, es werde eine realistisch wirkende, postapokalyptische Welt dargestellt. Einerseits werden Chaos und Zerstörung tatsächlich gut angesprochen, die Verzeiflung der Menschen mag greifbar sein und auch die Mentalität im allgemeinen. Andererseits gibt es anscheinend keine Folgen von Mangelernährung, außer einer möglicherweise mageren Siluette. Viele Menschen, vorrangig die Protagonistin Penryn, haben keine gesundheitlichen Probleme aufgrund eingeschränkter Hygiene. Penryn spricht zwar an, dass sich ihr Haar fettig oder dergleichen anfühle, aber kann sie sich dennoch mit ein wenig Make-Up wundervoller Schönheit erfreuen, die sogar die perfekten Engel in Staunen versetzt. Entweder hat sie zudem kein Problem mit Körperbehaarung oder besaß sie die Möglichkeit sich regelmäßig zu rasieren, denn gibt es diesbezüglich kein Kommentar, als sie ein Minikleid zu tragen hat. Reichhaltiges Essen bereitet ihr auf leeren, an Katzenfutter und trockene Instant-Nudeln gewöhnten Magen überhaupt keine Sorgen. Weshalb alle Menschen obdachlos sind, bleibt mir ebenfalls ein Rätsel, da sich viele ein Haus oder dergleichen suchen und sich dort verstecken könnten. Es gibt Konflikte mit Banden oder anderen menschlichen Gruppierungen, ebenso sind die Engel nicht der Innbegriff des Guten, aber ist man nicht plötzlich obdachlos, wenn nicht die ganze Welt zerstört worden ist und das eigene Haus noch steht, oder?
Dann wird wiederum gesagt, dass es eine originelle Geschichte mit viel Tiefe sei. Für mich ist es eine Ansammlung an Klischees und vielen Zufällen. Weshalb wird so oft die Bibel als Grundlage der Welt genommen? Weshalb werden Engel fast immer als biblische Wesen dargestellt und nicht welche, die schlichtweg das Aussehen tragen, wie beispielsweise in Daughter of Smoke and Bone von Laini Taylor? Plötzlich haben Engel die Welt angegriffen und nun ist die Welt nicht mehr, wie sie einst war. Woher sie kamen? Puff, und sie sind erschienen? Gute Frage. Dies wird nicht angesprochen, nicht einmal mit Worten, dass es unklar sei oder sich grundlegend gewundert wird, woher sie stammen oder weshalb sie auf die Erde gekommen sind. Dass sie selbst nicht den Grund ihrer Anwesenheit kennen wird hingegen erwähnt. Mehrmals. Ebenso die Tatsache, dass die Welt nicht mehr so sei wie zuvor. Weshalb die Menschenheit komplett in der Untermacht ist, erschließt sich mir nicht gänzlich, wenn ein paar Regierungsstandorte und anscheinend größere Städte zerstört worden sind. Könnte dann zumindest erwähnt werden, dass die Engel aus unerfindlichen Gründen sämtliche Stützpunkte und Lagerstätten von Waffen gekannt und zerstört hätten? Wenn der Strom oftmals nicht mehr geht, wie sieht es dann mit der Umwelt aus? Was ist mit Atomkraftwerken? Was ist mit dem Rest der Welt geschehen?
Habe ich das falsche Buch gelesen? Wo ist sind die versprochene Tiefe? Die tolle Liebesgeschichte, auf welche ich verzichten kann? Die atemberaubende Protagonistin? Penryn – weshalb dieser eher ungewöhnliche Name für ein amerikanisches Mädchen gewählt wurde, dessen Schwester den geläufigen Namen Paige trägt, bleibt ungelöst – erweist zwar Mut, Können der Kampfkünste und Willenskraft, ihre Schwester, welche von Engeln entführt wurde und ansonsten ohne Bedeutung bis zum Ende bleibt, zurückzuholen, aber gehen mir Charaktere wie sie grundlegend auf die Nerven. Immer stur, auf sich selbst fokussiert und dann mit so viel Glück. Nie kann sie hören, aber geht doch alles irgendwie gut. Dann ist sie teils doch sehr naiv. Menschen stehen vor der Schwelle des Todes, wobei der Tod ein Erbarmen für sie wäre, und Penryn befreit sie, muss sie unbedingt aufgrund ihrer herzensguten Seele befreien, ohne an Sanitäter oder Ersthilfe zu denken, während das ganze Gebäude in die Luft gesprengt werden soll? Nun liegen die halb toten Menschen auf dem Boden, in Glasscherben und was jetzt? Die Taten der Engel werden als das Grausamste aller Welten dargestellt, aber sind die Menschen nicht besser. Die Engel griffen die Städte an und töteten viele Menschen ohne ersichtlichen Grund. Existieren die Kriege und Machenschaften, die nicht selten grausame und brutale Geschichte der Menschen in der Welt von Penryn nicht? Was ist denn bei all den Kriegen geschehen? Welche Städte mussten noch unbedingt einfach so bombadiert werden? Zumindest benutzen die Engel keine Atomwaffen. Aber gut, Penryn begegnet zumindest ebenso Menschen, die auf Abwege geraten sind und alten Vorstellungen der Welt folgen. Weshalb die Frauen meist so schwach, flach oder nur oberflächig zickig sind? Keine Ahnung. Männer haben die Macht, Frauen kämpfen nicht – außer Penryn natürlich.
Und dann erst die schmerzhaften Szenen, die einen Tod des Cringe hervorrufen wollten. Nope. Ich muss das falsche Buch gelesen haben. Definitv. Ein paar Charaktere waren stärker gezeichnet und haben dem Buch besseren Stand gegeben, dann besteht wieder die Frage, inwiefern die exorbitante psychische Krankheit der Mutter auf diese Art möglich und realistisch sein könnte. Zumindest ist die Mutter-Tochter-Beziehung erfrischend anders. Es gibt auch noch eine Liebesgeschichte, die total unvorhersehbar und unvermeidbar ist. Absolut. Einem hotten boi kann man nicht widerstehen, vor allem, wenn er so perfekt aussieht und muskulös ist und ohne T-Shirt auftritt. Ich hatte auch das Wunder der Zufälle erwähnt – ja, die Welt wirkt wenigstens nicht leer, aber wie oft sich bestimmte Figuren in den richtigen Momenten begegnen ist verblüffend (plot device …). Habe ich schon erwähnt, dass die Handlung recht vorhersehbar und langweilig für meine Sinne ist? Es ist schlichtweg nicht mein Fall. Anderen mag es vielleicht gefallen. Eventuell habe ich irgendwie zu viele ähnliche Bücher zuvor gelesen.
Man muss der Autorin jedoch zugute halten, dass sie nicht vor blutigeren Szenen und Ausführungen zurück scheut und Schrecken in die Geschichte einbaut, die man selten in diesem Genre sieht. Zudem ist der Schreibstil in Ordnung und vielleicht erfreut man sich an der kommenden Liebesgeschichte. Teils empfinde ich die gewählten, dunkleren Wege und entstandenen Möglichkeiten eines interessanten Fortganges der Geschichte als gut, sodass ich dennoch gerne wüsste, wie sich die Handlung weiterentwickelt.

Womöglich wird zu diesem Buch, welches beinahe willkürlich zu einem Kandidaten der Leserunde zwischen einer Freundin und mir wurde, eine Rezension erscheinen.
Ab und an hatte ich diesen Auftakt auf Bildern oder in Videos erwähnt gesehen und mich irgendwann entschlossen, es auf meine Liste zu setzen. Schließlich wollte ich es lieber bald lesen, als dass es dann doch wieder in Vergessenheit gerät. Außerdem erscheint der dritte Band Ende dieses Jahres, sodass man nicht allzu lange auf den Fortgang der Geschichte warten müsste, sofern diese das Interesse geweckt hat.
Im Großen und Ganzen ist es ein solider erster Band, der in eine tiefgründige und faszinierende Welt einleitet, welche eine mitreißende Geschichte über den Krieg zweier Clans trägt. Wahrscheinlich hatte ich jedoch ein anderes Setting erwartet, denn ließ mich das Gefühl nicht los, die Handlung lieber in einer altertümlicheren Szenerie ostasiatischer Kultur zu sehen, trotz dass sich alles sehr gut zusammenfügt und miteinander harmoniert. Vor allem der letzte Teil, in welchem der Krieg offiziell ausbricht und in blutige Akte übergeht, hat in mir Leselust geweckt, während die ersten 300 Seiten zu zäh anmuteten, was mehr an meiner fehlenden Hingabe bezüglich dieser Geschichte liegt als der Handlung an sich. Die Charaktere sind gut gestaltet, aber betrachtete ich sie eher als Mittel zum Zweck. Mich hat per se weniger ihr Fortgang als Figur interessiert als vielmehr ihre Rollen und Auswirkungen für die Clans und ihrer Beziehung.
Das Element der Jade ist ein gut ausgebautes Detail des Buches, das ihm einen eigenen Klang gibt und hoffe ich in den Folgebänden mehr dazu zu sehen. Ebenso erleuchten dargestellten Kampfszenen klar vor dem inneren Auge und hat Fonda Lee eine treffliche Mischung zwischen östlicher und westlicher Kultur geschaffen.

Ich hoffe, dass meine Gefühle bezüglich dieser Reihe bestehen bleiben, denn bisher haben mich sämtliche Bände mit Begeisterung erfüllt und aufgrund des ganz eigenen Humors könnte ich diese wohl immer wieder lesen, zumal sie auch nicht allzu lang sind.
Während ich den dritten Band weiterhin sehr mochte, ihn aber als den bisher schwächsten Teil ansehe, ist der vierte Band jede vergangene Minute wert. Die Geschichte ist erneut sehr flüssig und schnelllebig geschrieben und fallen bei diesem Mal mehr in Klammern gesetzte Bemerkungen auf, was ich in diesem Fall als gelungen ansehe. Sie sind eine schöne, humorvolle Ergänzung, die noch einmal mehr den Charakter Muderbots ausbauen und zusätzlich aufzeigen, dass Muderbot keineswegs in seinen/ihren Handlungen perfekt ist. Kleine Kommentare führen unbemerkt in eine tiefgehendere Gefühlswelt und ist es erstaunlich wie gut Muderbots Gedanken überbracht werden, während viele andere Werke, die gerade dies bezwecken wollen, daran scheitern. Muderbot wird immer vertrauter mit den Menschen, wobei eine eigene Menschlichkeit entsteht, die ab und an deutlich auf Basis geschauter Unterhaltungsmedien aufgebaut wird, sodass herrliche Szenen entstehen, wenn Murderbot gewisses Verhalten nachahmen möchte, welches jedoch nur eine wenig realistische und natürliche Grundlage besitzt und durchaus nicht angenehm ist.
Mehr und mehr verändert sich Murderbot und erhält man Einblick in seine/ihre Beweggründe. Ich bin gespannt auf den fünften und erstmals längeren Band und ebenso auf den kürzlich erschienen sechsten Teil.

A Curse So Dark and Lonely
von Brigid Kemmerer
Erster Band (Cursebreakers/Emberfall)
Hardcover (477 Seiten)
Ich mag keine Nacherzählungen allzu bekannter Märchen. Dies ist eine Nacherzählung von Die Schöne und das Biest. Und dies ist ein Märchen, für welches ich grundlegend Desinteresse empfinde, was schlichtweg an meinen eigenen Präferenzen liegen mag. Nicht weniger entscheidend ist wohl auch die wiederholte Nutzung dieses Märchens hin zur Erschöpfung. Weshalb ist es nun schon das zweite YA-Buch mit diesem Märchen als Grundlage, welches ich dieses Jahr lese?
Im Endeffekt ist es ein lesbares Buch, welches schnell vergeht und gewiss ebenso schnell aus meinen Erinnerungen verschwunden sein wird. Teils tauchen amüsante und schlagfertige Dialoge auf, doch ist es grundlegend der gleiche Aufbau wie eh und je, wobei die Hauptfiguren vielleicht aus diesem Genre etwas herausstechende Charakterzüge haben. Negative Gefühle wie Zweifel und Panik haben Einklang in die wenig unerwartete Geschichte.
Man sollte nicht zu sehr über gewisse Umstimmigkeiten oder den einfachen Aufbau nachdenken, wenn man etwas Freude am Prozess des Lesens haben möchte. Beispielsweise ist es seltsam, dass die Protagonistin nach all den Jahreszeiten die einzige Person mit einem solchen Wesenszug ist. Man sollte sich nicht fragen, weshalb der Prinz doch nach all der Zeit nur die gleichen Wege gegangen ist (es wird behauptet, er habe alles probiert, doch anscheinend eben nicht und dann nur einen Weg ohne viel Einfallsreichtum). Und ja, die enge Beziehung lässt den Gedanken aufkommen, dass sich die beiden doch erst drei Tage kennen – aber dies ist eine wundervolle Liebesgeschichte, yay.
Wäre ich jünger und läge eher im Bereich der Zielgruppe, hätte mir das Buch vielleicht gefallen, da eine interessant anmutende, wenngleich für mich flache Welt und Langeweile hervorrufende Geschichte geschaffen werden. Zumindest ist es ein besserer Vertreter dieser YA-Retellings – vor allem in Vergleich mit ACOTAR, welches unerwartete Rage und Frustration in mir aufkommen ließ.

Kleine Leserunden oder Buchclubs helfen wahrlich, mehr zu lesen, sich an gewisse Werke heran zu wagen oder Bücher in Betracht zu ziehen, für welche man seit längerer Zeit Interesse gehägt hat. Zudem wird die quälende Wartezeit übergangen, wenn man mit nahestehenden Personen über ein Buch sprechen möchte, welches einen mitgerissen hat.
Zwar hatte ich dieses Buch nicht zur festgelegten Deadline gelesen, doch wo bleibt der Spaß, wenn man sich zwingen muss, etwas unbedingt in einem festen Rahmen zu beenden. Nach der Hälfte legte ich The Song of Achilles vorerst beiseite, denn obschon mich die ersten Seiten augenblicklich in die Geschichte eintauchen ließen und der Schreibstil wahrlich schöne, reiche Prosa entstehen lässt, so ist die Handlung größtenteils allzu bekannt und dementsprechend recht vorhersehbar. Persönlich habe ich mich mit der Vorlage Homers bisher weniger im Detail befasst, doch hat man über die Zeit wohl dennoch zu viele Bruchstücke aufgeschnappt und ist mit der Art damaliger Werke zu vertraut, sodass selten eine überraschende Wendung auftaucht und die Unlust der Gleichgültigkeit Einzug hält. Teils ist es womöglich von Vorteil, wenn man nicht allzu tief in der Materie ist, da außer der dargestellten romantischen Beziehung zwischen Patroclus und Achilles und dementsprechend der Fixierung auf einen Aspekt des Epos wenige Veränderungen vorgenommen worden sind. All die weniger vertrauten griechischen Namen können jedoch durchaus zu überfordernder Verwirrung führen.
Vor allem stechen liebliche und volle Beschreibungen der Liebe hervor, die dieser Thematik etwas Besonderes geben, wenngleich die Betrachtung frühzeitiger Gefühle Patroclus bezüglich Achilles etwas irritierend in ihrer poetischen Art in Verbindung mit Patroclus Alter sein mag (wenn man es im ersten Moment nicht als die Sichtweise des zukünftigen, erwachsenen Patroclus sieht). Gleichzeitig stellen sie auch eine wundervolle, tiefgehende Liebe dar, die in ihrer Stärke über den Verlauf der Geschichte bestehen bleibt. Dennoch wirkt diese Liebe trotz leichter Veränderungen und erlebter Konflikte im Nachhinein als stets gleichbleibend und monoton.
Für mich ist vor allem die zweite Hälfte interessanter und weniger eintönig oder gar trist, weshalb sich die gewählte Pause des Lesens als gut herausgestellt hat. Die Handlung fixiert sich zwar weiterhin auf die intensive Liebe zwischen Achilles und Patroclus, doch kommen für mich faszinierende Aspekte in Erwähnung, wie der Kampf zwischen den Griechen und Troja und damit entstehende Zerwürfnisse, welche zumindest den Charakter von Achilles derart verändern, dass Abwechlung entsteht und die eigentliche Brutalität vor Augen geführt wird. An sich hege ich ab und an Lust, Liebesgeschichten zu lesen, aber sind womöglich andere Teile dieser vielseitigen Erzählung für mich mitreißender.
Resümierend bin ich erstaunt, dass ich lediglich Werke in englischer Originalsprache gelesen habe, was bisher nicht derart vorgekommen ist. Vor wenigen Jahren, gar sogar vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich sozusagen doch so gut englische Bücher lesen könnte, da sie sich zu jenem Zeitpunkt stets wie in weiter Ferne anfühlten. Im Vergleich zu deutschen Büchern hatte ich sie zwar ebenso verstehen können, aber erschienen die Worte zu fernab, nicht im Einklang mit den Lauten der eigenen Gedanken. Dennoch zeigt sich, dass die englische Version manchmal länger und länger, zehrender und auslaugender als die deutsche wirkt, insbesondere bei fehlender Hingabe bezüglich der Handlung.
The Bear and the Nightingale von Katherine Arden gilt leider weiterhin als unbeendet und wollte ich mich nicht dazu zwingen, es in den letzten Tagen des Monats zu lesen, obschon ich es nicht gänzlich abbrechen möchte. Andere Medien, vorrangig das Lesen von Manga/Manhwa/Manhua (ich kann Solo Leveling wärmstens empfehlen), beanspruchen bedauerlicherweise ebenfalls Zeit. Wären die Tage länger, dann wären sie dennoch stets zu kurz.