Es gab Tage, die das Gefühl von viel Zeit aufkommen ließen und sich dann als minimaler, unmerklicher Teil eines allzu schnell vergehenden Monats entpuppten. Zuerst denkt man, die 24 Stunden eines Tages wären ausreichend für viele Aufgaben, viele Seiten, viele Gelegenheiten und dann steht man erneut der Nacht gegenüber, sodass es sich nicht zu lohnen scheint, ein Buch zu öffnen.
Doch obschon ich weitaus weniger Bücher als geplant zu Hand genommen habe, so genoss ich schlichtweg das Lesen an sich, welches auch in geringen Mengen angenehm und auf gewisse Art erfüllend sein kann.

Vor vielen Jahren, in einem gefühlt ganz anderem Leben, habe ich diese Reihe gelesen und geliebt. Wahrscheinlich aufgrund des Prequels habe ich die Bänder immer wieder in den letzten Monaten gesehen, habe Worte bezüglich der Unterschiede zwischen Buch und Film zufällig aufgerufen und plötzlich Lust bekommen, erneut nach dem Auftakt zu greifen.
Nicht alle Bücher werden guten Erinnerungen recht. Es ist bisher nicht oft geschehen, dass ich ein Buch mehrfach gelesen habe, zumal die meisten Werke zu gut in Erinnerung geblieben sind, sobald man erneut in die Geschichte eintaucht, und ihren Reiz durch fehlende Spannung und Überraschung verlieren. Aber werden Wiederholungen häufiger und dieses Buch…
Teils kann ich Schwachstellen von Büchern finden, die ich dennoch liebe, die dennoch als meine Favouriten bestehen, doch suche ich hierbei vergeblich nach markanten Fehlern. Katniss ist eine solch andere Protagnistin – vor allem in Bezug auf dieses Genre. Die Geschichte befasst sich nicht mit den Problemen einer Liebesbeziehung in einer dystopischen Welt. Man erlebt die Handlung nicht von einer Person, welcher erst der wahre Charakter ihrer Welt beigebracht werden muss und welche dann dennoch auf Wolken optimistischer, fantastischer Ideen schwebt. Teenager sind Teenager, Gefühle können sie wie jeden Menschen lenken, Situation können die Last von negativen Emotionen nicht mehr tragen lassen, aber befindet sich ihr Gehirn nicht im Zustand des Halbtodes.
Vielleicht ist es auch eine Meinung nach mehreren durchschnittlichen Büchern, nach einer Zeit von keinen Leseerlebnissen oder das Hochgefühl das richtige Buch gewählt zu haben. Hoffentlich sind die Folgebände ebenso wie in meinen Erinnerungen. Ach, der leichte Schmerz, wenn man an die Handlung und Emotionen des zweiten und dritten Bandes denkt.

Wann geschah es das letzte Mal, dass ich ein Buch kurz nach dem Erscheinungsdatum gelesen habe?
Die Welt von Leigh Bardugo ist bisher stets eine gewesen, die mich fasziniert hat, was nicht nur an den magischen Elementen liegen mag, sondern gerade an jenen Hintergrundgeschichten, wie man sie in diesem kleinen Nebenwerk nachlesen kann.
Im Vergleich zu The Language of Thorns, welches Märchen beinhaltet, dessen Klang auch in diesen Erzählungen vorzufinden ist, sind die Texte zu den Heiligen – teils von den Heiligen selbst handelnd oder lediglich von ihrem Wirken auf andere – oft sehr kurz und mögen sie in ihrer Masse gleich klingen. Dennoch handelt es sich um schöne Geschichten, die der Welt mehr Tiefe verleihen, den in anderen Bänden erwähnten Heiligen mehr als nur einen Namen verleihen, wobei es durchaus ratsam ist, die anderen Werke des Grishaverse zuvor gelesen zu haben oder man nimmt dieses Buch zur Hand, wenn man ein Lexikon nebenbei haben möchte, was ich wohl in Zukunft tun werde, da ich mir keinerlei Namen merken kann.
Obschon ich nicht viele Märchen lese beziehungsweise eigentlich keine mehr seit meiner Kindheit, mochte ich es bisher jene dieser Autorin zu lesen, da sie zumeist sehr gut die Seele und den Charakter von Erzählungen als Märchen und Legenden einfangen kann. Dennoch meine ich, dass manchmal der besondere Ton von Märchen in gewissen Geschichten und Absätzen verloren gegangen ist. Trotz allem habe ich diesen kurzen, aber schnell zu lesenden und wundervoll illustrierten Exkurs sehr genossen und sogleich Lust auf die Welt des Grishaverse bekommen. Crooked Kingdom steht ohnehin auf meiner Monatsliste (wie schnell meine Vorhaben verpuffen können).

Weiße Nächte
von Jim Butcher
Neunter Band (Dresden Files)
Hörbuch (ungekürzt, 15 h 13 min)
Übersetzt von Dominik Henrici
Dies ist eine Reihe, die man durchweg hören könnte. Stunden über Stunden, Tag um Tag, Band über Band. Nur um einmal eine Pause zu machen, sei sie auch sonst so kurz, und dann vollkommen aus der Welt herauszutreten.
Für eine Woche hatte ich dieses Hörbuch pausiert und konnte ich mich schlussendlich nicht mehr mit der Geschichte anfreunden. Der Punkt des Überdrusses war erreicht.
Weiterhin bin ich begeistert von der Tiefgründigkeit der Geschichte, die sich über derart viele Bände gefestigt hat und fühlbar ist. All der tiefgehende Zorn Harry Dresdens wird greifbarer und spürt man, dass etwas Großes auf ihn zukommen mag, wobei es in diesem Teil deutlicher hervorgehoben wird. Im Endeffekt ist es ein Buch, dass sich zu lesen lohnt und wünschte ich, es nie pausiert zu haben. Vielleicht würde ich es dann wie viele andere Leser, die wie ich mit jedem Band mehr in der Welt von Harry Dresden versunken sind, zutiefst mögen.
Die Handlung kann einen mitreißen und ist die gewisse jugendliche Figur nicht zu einem lästigen Problem geworden, sondern eher zu einem Funken größerer Vielfältigkeit. Man trifft auf alte Bekannte, Beziehungen festigen sich und werden weitere Informationen des Übernatürlichen offenbart. Zudem geht Harry Dresden etwas verloren, das ich gerne in voller Form erlebt hätte.
Mittlerweile hätte ich Lust, zum zehnten Band zu greifen, aber eine Pause wird der Reihe recht gut kommen, sodass ich in Zukunft erneut in der zunehmend komplexer werdenden Welt verloren gehen kann.

Nach diesem Buch hatte ich schlussendlich gegriffen, da es einerseits seit vielen Jahren in meinem Bücherregal steht und ich andererseits die Autorin aufgrund ihres Zustandes zu jenem Zeitpunkt mit dem Erwerb der Folgebände auf gewisse Art unterstützen wollte.
Eine genauere Rezension könnte noch erscheinen (der Prozess für das bedauerliche Ableben der Autorin ins Stocken gebracht). Doch leider muss ich vorerst sagen, dass ich nicht von diesem Auftakt begeistert gewesen bin, aber nicht gänzlich in solcher Art, dass ich nie zu einem Folgeband greifen würde (zudem steht der zweite Band bereits neben dem ersten).
An sich ist es eine absolut faszinierende Grundidee, die leider nicht ihr volles Potentiell erreicht hat. Mein Missfallen mag auch in meinem aktuellen Interesse an langsameren Büchern begründet sein, denn empfand ich die Geschichte als zu rasant, zu oberflächlich, offensichtlich und wenig mitreißend. Weshalb kann es keine Szene geben, die nicht gefüllt ist mit entscheidenden Elementen für die zukünftige Handlung? Hätte ich es zur damaligen Erscheinung gelesen, würde es womöglich einer meiner Favouriten sein, zumal der Weltenaufbau mit all den Aspekten rund um die Bibliothek zutiefst interessant ist, sodass man mehr und mehr dazu erfahren möchte. Doch erscheint es mir zu ähnlich im Vergleich zu anderen Werken, dahingehend zu vorhersehbar, auch wenn es überraschend dunkle Seiten aufzeigt, die bei vielen Geschichten gerne im Verborgenen gehalten werden.

Vor scheinbar einer langen, ewiglangen Zeit zog dieses Buch bei mir ein. Es sollte ein Erlebnis des Horrors zur Zeit um Halloween sein, doch streckte ich meine Finger nie danach aus. Weshalb wusste ich nicht, dass es sich um eine Liebesgeschichte handelt? Nope, ich war und bin defnitiv nicht in der Stimmung für eine derartige Erzählung.
Das Buch aufschlagend und die roten Worte sehend, tauchte ich schnell in die Geschichte ein und wollte meine Fantasie nie allzu weit gehen lassen, um nicht vor jedem Schatten in der Nacht zurückzuschrecken. Ein Blick nach oben zum Fenster und alsbald wollte sich das schattenhafte Bild eines Antlitzes formen. Dieses Gefühl hatte ich gesucht, zumal Bücher in der Regel weniger direkten Schrecken als Filme verursachen, bei welchen man nicht kurz zum Ende der Seite blicken kann und welche mehr Sinne anspielen. Auch wenn es eine simple, für diese Zeit klassisch typische Handlung ist, die in schnell zu lesenden Sätzen geschrieben ist und nicht zögert zum Hauptthema zu gelangen, so kann sie für die ersten wenigen Seiten überzeugen, bis die Liebesgeschichte beginnt und ab da der Nervenkitzel verschwunden ist. Des Weiteren gibt es keine Überraschungen und darf man auf keine überwältigende Auflösung hoffen. Schließlich entscheidet sich der Protagonist, welcher überaus lange seine Geheimnisse hatte verbergen können und sie nun äußerst schnell offenbart, eine Gruppe voll cringe zu bilden, die wie in einem generischen Teeniefilm zur Tat schreitet.
Damals mag es eine gute, leichte Lektüre gewesen sein, aber nun ist es ein Buch, das leider nicht gut gealtert ist.

Waren die ersten drei Bände dieser Reihe ebenso wie dieses Finale? Ich meine mich zu erinnern, dass ich vor allem den ersten Band sehr mochte, den zweiten solide und den dritten eher als enttäuschend empfand. Dieser vierte und abschließende Teil ist wahrhaft der schlechteste.
Um zumindest ein paar meiner Ziele für das Jahr 2020 abhaken zu können, habe ich mich für dieses Werk entschieden, da es ein schnelles Leseerlebnis hätte sein können, doch obwohl ich Seiten über Seiten las, schien es nicht enden zu wollen. Gewiss handelt es sich um eine Reihe, die für eine wesentlich jüngere Zielgruppe gedacht ist, aber dies muss nicht heißen, dass mir das Buch sehr missfallen wird. Gute Geschichten sind teils jene, die auf ihre Art jedes Alter begeistern können, was diese Lektüre definitiv nicht erreichen kann und sofern mich meine Erinnerungen nicht trügen, so ist auf jeden Fall der erste Band gut geschrieben.
Alannas letztes Abenteuer dieser Reihe ist äußerst rasant geschrieben, zu rasant. Ein Ereignis rennt zum nächsten Strang der Geschichte und legt alles so kurz und knapp nieder, dass sich vieles zutiefst oberflächlich anfühlt. Woher stammen plötzlich diese freundschaftlichen oder romantischen Beziehungen? Buchstäblich begegnete man der unbekannten Person, die urplötzlich wie ein bester Freund behandelt wird, auf der letzten Seite. Es bleibt keine Zeit irgendeine Art von Atmosphäre oder Tiefe für einen Augenblick zu entwickeln, da die Szene in wenigen Seiten dahingeworfen wird. Vielleicht werden jüngere Leser von einer solchen Erzählung gepackt, wobei die Protagonisten genaugenommen zu alt sind, um nur für sehr junge Menschen zu sein. Wie soll man mitgerissen werden, wenn sich nichts entwickeln kann? Aus dem Nichts erscheint Drama, das sofort wieder entschuldigt wird. Aufkommende Probleme scheinen fast bei ihrer ersten Erwähnung gelöst zu werden. Mögliche bewegende Momente werden überlaufen und vielleicht ungenügend im Nachhinein erklärt und dann gibt es einen Teil, der voller Chaos ist.
Das mag nicht heißen, dass ich diese unfassbar vorhersehbare Geschichte nicht verstanden habe, sondern frage ich mich eher, wie ein jüngerer Geist Freude daran haben sollte, wenn es kein älterer hat. Wer möchte über 300 Seiten lesen, die den Eindruck einer ewiglangen Zusammenfassung einer langen, langen Saga haben? So viel Potential ist verloren gegangen, so viele Möglichkeiten wurden übergangen. Der letzte Teil des Buches sollte wohl berührend sein, aber für mich war er es definitv nicht.
Natürlich gibt es auch ein kitschiges Happy End. Great. Ich brauche wahrscheinlich einfach wieder ein langatmiges High-Fantasy-Erlebnis, was dennoch nicht meine nächste Lektüre geworden ist.

How the King of Elfhame Learned to Hate Stories
von Holly Black
Nebengeschichte (Folk of the Air)
Hardcover (192 Seiten)
Obschon ich nie recht von dieser Reihe begeistert war, so ist es dennoch der Aspekt der Elfen, der mich immer wieder zu solchen Geschichten zieht. Und hierbei spielt auch das schöne Cover eine bedeutende Rolle, ebenso jedoch auch, dass die Bücher nicht lang sind, sodass man schnell die Reihe vollständig gelesen haben kann.
Im Endeffekt kann dieser zusätzliche Band, welcher größtenteils nach den Ereignissen des finalen dritten Teils spielt, vor allem durch seine schönen und passend wilden Illustrationen, die die Details der Geschichten wunderbar einfangen, glänzen, aber weniger durch seinen Inhalt. Kurze Erzählungen, die teils wie ein Märchen zu sein scheinen, geben einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit von Cardan und zeigen andere Blickweisen zu Ereignissen der Hauptreihe, welche ich jedoch wesentlich lieber für ein komplexeres Buch in den tatsächlichen Bänden gesehen hätte (sodass es nicht wie reines Schaffen einer neuer Geldquelle wirkt). Somit erlangt man lediglich ein wenig mehr Verständnis für Cardan, was aber auch dazu führt, dass seine unbekannten Seiten den Reiz verlieren und die Liebesgeschichte zwischen ihm und Jude für mich noch unnatürlicher als auch willkürlicher erscheint.
Rundum kann man diese Geschichtensammlung schnell und fließend lesen. Wer die von Holly Black geschaffene Welt liebt, könnte mit dieser Lektüre große Freude haben, doch persönlich meine ich eher Fetzen gelesen zu haben, die besser als zweite Perspektive in die Handlung von Beginn an gepasst hätten, die einen Anreiz für eine vielseitig ausgebaute Welt hätten sein können, und sich mehr und mehr wie Fanservice anfühlen, welche unbedingt die Handlung auf kitschige und weniger magische Art nach dem Abschluss weiterführen müssen. Wie gern ich diese Geschichte mögen mag, wie gern ich eine Geschichte von Cardan ohne Jude gelesen hätte. Das Potential zu einem dunklen Charakter ist so greifbar, die magische und grausame Welt der Feen so verlockend.

Wächter und Wölfe – Das Ende des Friedens
von Anna Stephens
Erster Band (The Godblind Trilogy)
E-Book (512 Seiten)
Übersetzt von Michaela Link
Vor nun beinahe drei Jahren, was zum Glück überwiegend die Abwesenheit meiner Erinnerung zum Inhalt dieses Buches erklärt, habe ich diesen Auftakt gelesen. Nun, in Verbindung mit meinen Lesezielen für das Jahr, denen ich absolut treu gefolgt bin, habe ich das Buch noch einmal zur Hand genommen, um nicht vollkommen blind den zweiten Band zu beginnen. Bedauerlicherweise hat es wesentlich länger gebraucht, bis ich das Buch tatsächlich beendet habe, doch nur langsam gehe ich wieder auf Bücher und das Lesen zu, um zumindest auf einem Gebiet sozusagen Produktivität zu verspüren.
Mittlerweile ist eine aktualisierte Rezension auf diesem Blog erschienen, aber in der Kürze gesagt: es handelt sich hierbei um einen gelungenen, wenngleich nicht perfekten Debütroman, welcher mich nicht von der Reihe und der Autorin abgeschreckt hat, sondern eher mein Interesse bezüglich des Fortganges der Geschichte geweckt hat. Da es sich um eine doch recht kurze Seitenanzahl innerhalb dieses Genres oder vielmehr dieser Art von Handlungen handelt, wäre die Wahl von wesentlich weniger Charakteren, aus deren Sicht man die Geschehnisse erfährt, günstiger gewesen. Einerseits, um die allzu kurzen Kapitel, welche von Ort zu Ort, von Handlung zu Handlung springen, zu vermeiden und um andererseits mehr verborgenes Wissen, brodelnde Machenschaften, welche man näher aufschlüsseln möchte, zu schaffen.
An sich lohnt es sich, diesem Beginn der Trilogie eine Chance zu geben, und blicke ich mit Hoffnung auf die nächsten Bände, zumal die Geschichte in eingen Aspekten vielversprechend sein mag und gewisse Seiten offenbart werden, die man nicht in jedem Roman findet.
Wie ich es schon zu Beginn erwähnte, sind in den drei letzten Monaten des ereignissreichen Jahres nicht viele Bücher zusammengekommen, doch zumindest habe ich gelesen. Zur Hand genommene Lektüre war nicht ausschließlich solche des wissenschaftlichen Bereichs.
Zudem können ein paar Werke endlich als gelesen markiert werden, nachdem sie seit Jahren in meinem Bücherregal verstaubt sind. Und manchmal ist es nicht zu schlecht, erneut in eine bereits bekannte Welt einzutauchen.