Es gibt Zeiten, da spart man sich ein Buch auf, bis der richtige Moment zu sein scheint. Oder man schiebt es gar bis zur Unvermeidbarkeit auf, wenn es den Zustand des Gleichgültigkeit hervorruft. Im Endeffekt führt es dazu, dass das Lesen ins Stocken gerät, bis man dieses eine Buch endlich beendet hat und allzu große Freude an anderen Werken empfindet.
Dann vergeht eine Woche, in welcher man resumierend doch kein einziges Wort gelesen hat, obwohl man dachte, der Monat hätte noch allzu viele Stunden für vergnügtes Lesen.

Im Zuge einer Phase des Lesens fragte ich dieses Buch als Rezensionsexemplar an. Es klang nach einer interessanten oder spannenden Geschichte und hatte ich für längere Zeit kein Science-Fiction-Werk mehr zur Hand genommen, wenn man von All Systems Red absieht, denn obschon ich Freude an Literatur dieses Genres empfinde, so liegt mir Fantasy wohl doch mehr am Herzen, zumal sich vergleichsweise mehr Abwechslung bietet.
Schlussendlich hat das Studium mehr Stunden als ursprünglich geplant eingenommen und brauchte ich mehrere Ansätze, um das Buch wahrhaftig zu beginnen – teils aufgrund der Handlung, aber ebenso wegen des Schreibstils, mit welchem ich grundsätzlich nicht warm werden konnte. Schließlich ist es nicht das richtige Buch für mich, wie man der alsbald veröffentlichten Rezension meinerseits entnehmen werden kann. Ein Grund hierfür ist die Diskrepanz zwischen der Inhaltsbeschreibung und der tatsächlichen Handlung. Es ist ein weiteres Beispiel für offensichtliches Marketing, welches den Leser in den Irrglauben führt, ein Werk des Science-Fiction zu wählen, nur um dann zutiefst enttäuscht zu werden.
Die Handlung lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen und könnte problemlos in einem anderen Setting spielen, denn vor allem durch das Nachwort oder die Danksagung wird deutlich, dass die Autorin ein Buch mit Fokus auf den menschlichen Geist legen wollte, dass man in diesem Buch keine Ausführungen zu einem möglichen Antrieb bekäme. Hätte ich das Nachwort nicht gelesen, wäre meine Einstellung eine etwas andere. Weshalb wählt man ein Science-Fiction-Setting, für welches man keine Passion empfindet? Für welches man sich nicht im Detail zu interessieren scheint? Weshalb wählt man sich mehrere große Themen, zu welchen man intensive Nachforschungen betreiben müsste, nur um in Endeffekt keines wirklich ausgebaut oder gut fundiert zu sehen?
Wie erwähnt, soll es anscheinend eine Geschichte sein, die sich näher mit dem Geist des Menschen befasst. Das Erstaunliche am Geist ist, dass man die Handlung an allen Orten wählen könnte. Es hätten zahlreiche andere Ausgangssituationen gewählt werden können, welche die Grundlage für die dargestellten Zustände der Menschen gäben. Weshalb wählt man nicht einen Handlungsort, der keiner wissenschaftlichen Darlegung und Begründung bedarf, um glaubwürdig zu sein? Man wähle schlichtweg einen Ort in ferner, ferner Zukunft, wo alles möglich ist. Um die Abgeschiedenheit – vollkommen allein und fern von allen Menschen, von allem Leben – zu verdeutlichen, könnte man sich beipielsweise für ein Setting in einem Höhlensystem entscheiden. Ein Erkundungsteam erforscht alte Zugschächte, wobei diese unbekannt sind, doch womöglich wichtige Ressourcen enthalten könnten. Die Mitglieder des Teams werden durch verschüttete Gängen voneinander getrennt. Die Verbindung über Funk ist schlecht, manchmal funktioniert sie, manchmal gibt es stundenlange Störungen – so ließe sich die Sendeentferung zwischen Kallisto und der Erde zeigen. Die Tunnel einstiger Zugverbindungen bieten vielleicht toxische Umstände, sodass Systeme zur Lebenserhaltung benötigt werden. Ein Teil der Teammitglieder hat abzweigende Tunnel untersucht und ist in Kontakt mit etwas gekommen, dass Fieber hervorruft. Schließlich gibt es einen Konzern, der diese Mission gestartet hat und eine Rettung zu organisieren versucht.
Man könnte sich so überaus leicht eine beliebige Zukunftsversion ausdenken, in welcher kein Bedarf an technischen und medizinischen Erklärungen ist. Man könnte sich ebenso eine Welt mit anderen Regeln erdenken. Der Geist bleibt ähnlich oder gleich.
Und am Unerfreulichsten ist, dass die Geschichte nicht einmal gut die geistigen Wege des Menschen erkundet, sondern mehr mit gleichen Charakteren daherkommt und sich aufgrund all der anderen, nicht ausgebauten Details zu sehr verliert, ohne die größte Aufmerksamkeit zu bekommen. Es entsteht ein Mix, der alles sein möchte, aber gleichzeitig auch nicht, was sehr schade ist, aber es ist das erste Buch dieser Autorin in diesem Genre, wobei sich mir weiterhin nicht erschließt, weshalb sie es wählen musste. Es wird erwähnt, dass es eine andauernde Diskussion gäbe, wie viel Science vorhanden sein muss und wie viel Fiction vorhanden sein darf, um ein Werk als Science-Fiction anzusehen. Nun, Fiction ist grundsätzlich vorhanden, da zwischen Fiction und Non-Fiction unterschieden wird. Im Englischen wird das Wort auseinander geschrieben, doch gehören beide Worte zusammen. Es ist die Fiktion der Wissenschaft, basierend auf Erkenntnissen der Wissenschaft. Wenn man sich mehr auf die Fiktion konzentrieren möchte, dann kann man schlichtweg andere Regeln wie bei Hitchhikers Guide schaffen oder sich für Space-Fiction entscheiden (das Buch wird als Science-Fiction beworben). Im Endeffekt bin ich zutiefst enttäuscht, auch wie das Genre betrachtet wird. Es wirkt, als würde man es nicht verstehen, sich womöglich darüber lustig machen und es dann ausnutzen. Dies mag hoffentlich nicht die Intention der Autorin sein, doch erweckt die Danksagung bei mir den Eindruck. Wenn es nicht so gemeint war, dann könnte es anders geschrieben sein, sodass man nichts falsch verstehen kann – geht es nicht um das geschriebene Wort und die Literatur, die Kunst der Worte?

Artificial Condition
von Martha Wells
Zweiter Band (The Murderbot Diaries)
Hardcover (160 Seiten)
Mit diesem Buch hatte ich glücklicherweise bis zum Beenden von Der vierte Mond gewartet, sodass ich in kein Lesetief gefallen bin (dachte ich zumindest). Wie viel mehr es erzählt, wie deutlicher die Figuren und ihr Wesen dargestellt sind, wenn man einen Vergleich zu dem zuvor angesprochenen Werk mit dreifacher Länge zieht.
Wie auch der Auftakt der Reihe handelt es sich um eine kurze Novelle, die jedoch lesenswert ist und Lust auf den Fortgang von Murderbot erweckt. Mit wenigen Worten erzeugt Martha Wells erneut deutliche Szenen und Stimmungen. Man lernt Murderbot weiter kennen, während andere Systeme beziehungsweise Bots – jene, die für den Transport zuständig sind – hinzukommen und ein deutliches Bild der Welt geben. Dabei spannt sich eine Geschichte, die in Verbindung mit dem ersten Band steht, und Interesse für die weiteren Entwicklungen schafft.

Im Anschluss an den zweiten Band, griff ich sogleich nach dem nächsten, wobei ich diesen aufgrund von fehlerhafter Sortierung anfänglich für den zweiten Band hielt.
Der Muderbot gerät in diesem Band an eine ehemalige Station der GrayCris Corporation, um möglicherweise belastende Informationen zu finden und damit Dr. Mensah zu unterstützen. Die Geschichte ist dabei interessant und schnelllebig gestaltet und lernt der Leser nun erneut eine weitere Art von Bots kennen. Im vorherigen Band wurde näher auf die TransportUnits eingegangen, während hierbei eine menschlich wirkende Unit neue Sichtweisen für Murderbot offenbart und die Welt etwas erweitert wird, vor allem indem Wells aufzeigt, wie unterschiedlich Roboter agieren und Menschen mit ihnen interagieren können.
Doch abgesehen von diesem Aspekt der neuen Units, welche ebenfalls in Verbindung mit Ereignissen der ersten beiden Bände gebracht werden, sodass eine zunehmend komplexere Geschichte entstehen mag, kommen keine großartig neuen Details verschiedenster Bereiche ans Licht, weshalb ich diesen Band als den bisher schwächsten einordnen würde, wenngleich es dennoch ein unterhaltsames Buch ist, in welchem nicht nur die Menschen Fehler begehen, sondern Murderbot selbst menschlicher zu werden scheint und emotionale Veränderungen sichtbar sind.

Manchmal trifft es sich gut, dass der WLAN-Router ausfällt. Zumindest um mehr Zeit mit dem Lesen zu verbringen, denn bleiben so andere Medien als Ablenkung aus. Doch ist es ebenso eine gute Ausrede, anderen Pflichten nicht nachzugehen.
Es ist eine Rezension zu diesem Buch in Planung, doch sei gesagt, dass es aus meiner Sicht eine durchaus empfehlenswerte Geschichte ist, sofern man düsteren Darlegungen nicht abgeneigt ist. Zu Beginn hatte ich meine Zweifel, was die Handlung allgemein betrifft. Zwar ist der Schreibstil sehr angenehm und flüssig zu lesen, sodass die Seiten verfliegen, aber erweckt die erste Hälfte in großen Teilen den Anschein, mehr als nur eine von der Serie Peaky Blinders gewonnene Inspiration zu sein. Der Name und Charakter des Protagonisten – Tomas Piety, Anführer der Pious Men – zeigen Parallelen zu Tomas Shelby. Tomas Pietys jüngerer Bruder erinnert stark an Arthur, den Bruder Tomas Shelbys. Allgemein finden sich zu viele Pendants, als dass man diese ignorieren könnte. Liest man weiter, entwickelt sich die Erzählung hingegen zu einer eigenen, die mit Spannung voranschreitet und Lust auf den Folgeband weckt, wenngleich ich auf weniger prägnante Wiederholungen wie „harsh justice“, „as I have written“ oder „harsh work“ als auch eine weiterhin interessante Geschichte hoffe.
Im Endeffekt ist es eine rasante Lektüre, dessen Handlungsziel nie recht gewiss ist – vom Wiederaufbau alter Verhältnisse und kleinen Andeutungen von größeren Machenschaften abgesehen -, und Charaktere mit sich bringt, deren Tode wenig emotionale Auswirkungen erzeugen, da man Figuren wie diese schon sehr oft angetroffen hat. Zu erwähnen sei noch ein magisches Element, welches womöglich mehr Aufmerksamkeit in den nächsten Bänden bekommen könnte, weshalb ich in nicht allzu ferner Zukunft mit dem zweiten Band fortfahren möchte, auch um zu sehen, was aus der Geschichte geschehen wird.

Flüsterndes Gold
von Carrie Jones
Erster Band (Need/Die Elfen)
Paperback (352 Seiten)
Übersetzt von Ute Mihr
Nun, beinahe hätte ich vergessen, ein längst verstaubendes Buch hervorzuholen, wenn man bedenkt, dass die vorherigen Bücher alle recht aktuell sind und aufgrund des Aspektes „ein Buch, welches ich nun nicht mehr wählen würde“ leider nicht zählen. Glücklicherweise befand ich mich in einer positiven Stimmung, ausgelaugt von der großen Enttäuschung, mit welcher ich diesen Monat begonnen hatte.
Anfangs ist es eine herrliche Geschichte mit viel Drama, aber vor allem cringe. Alles ist schnell, jeder ist sehr leicht glaubwürdig. Alle sind voller Gefühlsschwankungen und ist die Handlung absolut nicht triefend vor dem Offensichtlichen und auffällig Vorhersehbaren. Die Beschreibungen erwecken tatsächlich den Anschein, man würde eine Teenie-Serie schauen, was ich ursprünglich hatte wählen wollen. Man kann nur staunen, welch gefüllte Bibliotheken die Schulen und Ortschaften dieser Geschichten haben und wie sehr diese dann immer der Wahrheit entsprechen. Wie Bella über Vampire recherchiert, wird hier über böse Elfen nachgelesen und sind die wichtigen Informationen augenblicklich auffindbar, ganz als würde man in eine Bibliothek gehen und in einem Lexikon nach dem Wort Erde suchen. Wer sich das Verhalten miteinander kämpfender Alphatiere wünscht, sexy Knurren (why tho, pls stop) und große, muskulöse Jungen von solcher Statur, solchen äußeren Merkmalen wie die 30-Jährigen, die 17-Jährige verkörpern, derjenige findet dies in diesem Buch. All dies steht in Verbindung mit einer stumpfen Handlung, die zutiefst dämlich und einfach endet.
Und dennoch kann man das Buch sehr schnell lesen, wenn man nicht zu genau darüber nachdenkt und in der Freude des Aktes des Lesens aufgeht. Man sollte hierbei nichts zu ernst nehmen. Bedauerlicherweise wäre ich wohl von diesem Buch zur Zeit der Erscheinung begeistert gewesen. Weshalb ich die Bücher nicht damals zum richtigen Zeitpunkt gelesen hatte, als sie wie perfekt für meine Interessen gemacht schienen, bleibt mir weiterhin ein Rätsel der Unendlichkeit.
Schlussendlich verließ mich die Lust, tatsächlich The Bear and the Nightingale von Katherine Arden fortzusetzen oder geplante Bücher wie Crooked Kingdom von Leigh Bardugo zu lesen. Dies bedeutet nicht, dass jene Bücher aus der Welt sind, aber habe ich es schlussendlich mehr genossen, nach irgendwelchen Büchern zu greifen, zumal ich eher eine Leserin der Stimmung bin, weshalb ein fester Plan diesbezüglich selten eine gute und anschließend umgesetzte Idee ist.
Der Monat endete mit vielen begonnen Werken wie The Bear and the Nightingale, doch ebenso The Song of Achilles von Madeline Miller. Gut, letztlich sind es per se nicht viele Bücher, aber entstand die Tendenz kein Buch zu beenden, sondern immer neue anzufangen, da das letzte nicht das richtige zu sein schien. Dies endet nur in einem Teufelskreis, den ich nicht wieder beginnen möchte.
Fakt ist, dass ich ein längst überfälliges Rezensionsexemplar, welches ich aus einer seltsamen Eingebung und zu großen Hoffnungen angefragt hatte, als auch älteres Buch, das ich nun guten Gewissens aussortieren kann, gelesen habe und auf gutem Wege bin, die Murderbot-Reihe bis zum aktuellesten Buch zu lesen, wenn der sechste Band im April erscheint.